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Was ist Kerning bzw. Unterschneidung?

  • Fabian Ziegler 
  • Zuletzt aktualisiert am
  • Lesezeit ca. 3 min.

In der Typografie bezeichnet Kerning die Anpassung des Abstands zwischen den Zeichen in einer Proportionalschrift, um ein optisch ansprechendes Ergebnis zu erzielen. Beim Kerning wird der Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben angepasst, während beim Tracking (Buchstabenabstand) der Abstand über eine Reihe von Zeichen hinweg gleichmäßig angepasst wird.

Bei einer gut unterschnittenen Schrift haben die zweidimensionalen Leerräume zwischen den einzelnen Zeichenpaaren alle einen optisch ähnlichen Bereich. Am folgenden Beispiel lässt sich dies gut verdeutlichen:

2560px Kerning Was ist Kerning bzw. Unterschneidung?
Das „A“ unterschneidet den Buchstaben „V“

In der analogen Drucktechnik wurden Texte zeilenweise aus Bleilettern „gesetzt“. Dort gab es für bestimmte Buchstaben spezielle Letter, die den Nachbarn überragten. Der ursprüngliche Begriff Kerning bezeichnete den Teil des Buchstabens, der über den Rand des Schriftblocks hinausragt.

Die Glyphe auf der rechten Seite ist so unterschnitten, dass sie das folgende Zeichen überlappt (Glyphen werden für den Druck gespiegelt):

kerning type Was ist Kerning bzw. Unterschneidung?
Satz-Buchstaben (Glyphen) von „T“ einmal ohne (links) und einmal mit Kerning (rechts)

Typische Unterschneidungspaare sind: Av, AV, Aw, AW, LT, LV, Ly, Ta, To, Ty, Te, T., Va, Vo, V., Ya, Yo, Y., ff, fl, fi.

Der Begriff „keming“ wird manchmal informell verwendet, um sich auf schlechtes Kerning zu beziehen (die Buchstaben r und n, die zu nah beieinander stehen, werden leicht mit dem Buchstaben m verwechselt)

Überschneidung

Im Gegensatz zur Unterschneidung ist die Überschneidung eine Überlappung von nebeneinander liegenden Zeichen, ohne dass deren normaler Abstand zueinander verändert wurde. Das kleine „z“ der Schriftart Garamond ragt in der kursiven Schrift beispielsweise mit seinem geschwungenen unteren Strich immer in das Feld des nächsten Zeichens hinein.

Damals und heute

Früher, als noch kein Schriftkerning möglich war, griff man auf Schriftarten zurück die auch ohne Unterschneidung einen gleichmäßigen Wortfluss aufwiesen. Dies wurde zumeist mit Serifen ermöglicht. Die wohl berühmteste derartige Schriftart ist wohl Courier.

Heutzutage sind bei den allermeisten TrueType-, OpenType und PostScript-Schriftarten für den Computersatz Informationen zur Definition von Unterschneidungspaaren (Kerning-Paaren) hinterlegt.

Zusammengefasst: Kerning (engl.) oder Unterschneidung beschreibt den Vorgang, den horizontalen Abstand (Weißraum) zwischen mehreren Buchstaben (Standarddickte) mit dem Ziel des ästhetischen Gewinns durch optischen Ausgleich so zu verringern, dass er gleichmäßig erscheint.

Fabian Ziegler
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